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Bearbeitung des aus der Chirurgie übersandten Gewebes - Makroskopie und Histologie des Magenkrebses

Je nach Größe des Tumors wird bei der Operation entweder der ganze Magen oder seltener nur ein Teil des Magens entfernt. Da das Gewebe nach der Entnahme nicht mehr mit Blut und Sauerstoff versorgt wird, wird es, um Fäulnis zu verhindern unmittelbar nach der Operation in Formalin, ein farbloses, flüssiges, chemisches Konservierungsmittel, eingelegt und dadurch dauerhaft haltbar gemacht.

Damit das Formalin alle Stellen des Gewebes erreichen kann verbleibt es für 24 Stunden in der Lösung. Eine gute Fixierung ist wichtig, damit das Material anschließend sorgfältig aufgearbeitet werden kann.


Ist der Magen durch Formalin fixiert erfolgt die makroskopische Begutachtung. Der Magen wird eröffnet und genau vermessen. Die Größe des Tumors wird festgehalten, ebenso wie der Abstand des Tumors zum Absetzungsrand von Speiseröhre und Dünndarm. Weiterhin wird vermerkt, an welcher Stelle im Magen sich der Tumor genau befindet und wie tief er makroskopisch in die Magenwand hineinwächst.


Für die makroskopische Beschreibung des Tumors findet die Klassifikation nach Borrmann [Abb.1] Verwendung. Diese Klassifikation unterscheidet vier verschiedene Wuchsformen der Magentumore. Als Typ 1 nach Borrmann bezeichnet man Tumore, die sich blumenkohlartig in die Lichtung des Magens vorwölben. Als Typ 2 nach Borrmann werden Tumore klassifiziert, die zentral geschwürartig eingesunken (man nennt das ulceriert) sind, zu den Rändern aber scharf begrenzt sind. Borrmann Typ 3-Tumore sind ebenfalls zentral eingesunken, die Ränder lassen sich jedoch nur unscharf zur Umgebung abgrenzen. Borrmann Typ 4-Tumore wachsen diffus in horizontaler Ausbreitung durch die Magenwand, verdicken dieselbe und können manchmal an der Oberfläche der Magenschleimhaut kaum Veränderungen aufweisen. Letztere sind besonders tückisch, da sie bei Magenspiegelungen leicht übersehen werden können. Diese makroskopische Klassifikation kann einen ersten Anhaltspunkt darüber geben, wie aggressiv sich der Tumor in seinem Wachstum verhält. Borrmann-Typ 4-Tumoren breiten sich meist besonders diffus und aggressiv in der Magenwand und im angrenzenden Gewebe aus.

Abb. 1: Tumor-Klassifikation nach Borrmann


Nach der Beschreibung werden repräsentative Gewebsstücke entnommen. Wichtig sind dabei neben den Rändern des Magenpräparates Schnitte aus dem Tumor und zwar von den Stellen, an denen der Tumor augenscheinlich am tiefsten in die Magenwand oder ins angrenzende Gewebe einwächst. Weiterhin müssen alle im Fettgewebe um den Magen mit entfernten Lymphknoten untersucht werden. Auch Schnitte aus tumorfernen Magenanteilen sind sinnvoll, weil man anhand des dortigen Befundes Rückschlüsse auf die Ursache des Magenkrebses ziehen kann.


Die angefertigten Gewebsproben durchlaufen nun einen komplizierten, mittlerweile von Maschinen übernommenen Prozess der Entwässerung und Härtung und werden schließlich in kleine Wachsblöcke gegossen. Von den Wachsblöcken mit dem Gewebe werden an Präzisionsschneidgeräten sehr dünne, 5 Tausendstel Millimeter dicke Scheiben abgeschnitten und diese auf Glasobjektträger aufgebracht. Da das Gewebe unter dem Mikroskop zunächst farblos wäre muss es noch gefärbt werden. Routinemäßig geschieht dies in der Pathologie mit Hämatoxylin (blauer Farbstoff) und Eosin (roter Farbstoff).

 

 

Verfasser:
Dr. med. Corinna Vogel
Institut für Pathologie, Universität Regensburg

 

 


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